Badeunfälle in Dänemark - Die größte Gefahr: Rückströmungen

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Badegäste in der Gischt unter blauem Himmel

Zwischen Panikmache und Verharmlosung – die Reaktionen nach einem Badeunfall in der Nordsee gehen weit auseinander. Manche Dänemark-Urlauber sind verunsichert und fragen sich: Kann man im Meer schwimmen gehen? Wer einige Regeln beachtet, kann das entspannt tun.

Nicht ganz ungefährlich: Baden in der Nordsee

„Nordseestrände als Todesfalle?“ So titelten etwa die Harburger Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 29. Juli 2007 in einem großen Artikel. Auslöser für den Bericht waren zwei Badeunfälle, bei denen an der dänischen Nordseeküste bei Børsmose und Ringkøbing vier deutsche Urlauber ertrunken waren. Die tragischen Ereignisse lösten eine hitzige Diskussion darüber aus, ob die Strände in Dänemark ausreichend gesichert sind.

Dass fehlende Warnhinweise mit Schuld an den Todesfällen haben sollen, will man seitens der deutschen Vertretung des dänischen Fremdenverkehrsamts in Hamburg so nicht stehen lassen. „Dänemark hat 5000 Kilometer Küste. Nicht überall kann ein Schild stehen“, erklärt Sprecher Reiner Büchtmann.

Ein paar Zahlen

Seit 2001 erfasst der dänische Rat für Badesicherheit alle Daten der Badeunfälle im Land. So weiß man beispielsweise, wo die Unfälle passieren. Sechs der Toten in 2005 ertranken im Meer (2004: 9), einer in einem See (2004: 1), zwei in einem Swimmingpool (2004: 3). Erfasst werden Jahres- und Tageszeit des Unfalls, aber auch Alter, Nationalität und Geschlechter der Opfer.

Dänemark hat Rat für Badesicherheit

Ignorieren wollen die Dänen das Problem nicht. Vor 30 Jahren, im Frühjahr 1983, gründete man „Rådet for Større Badesikkerhed“ – den Rat für Badesicherheit. Nachdem in 1982 insgesamt 77 Menschen an dänischen Küsten gestorben waren, wollte man etwas tun, um die Zahl der Unfälle zu senken.

„Rådet for Større Badesikkerhed“ hat beispielsweise ein landesweites Meldesystem geschaffen, um alles über die Badeunfälle zu erfahren. Seit 2001 wird unter der Mitarbeit aller dänischen Polizeistationen jeder Badeunfall an einer zentralen Stelle erfasst.

Statistik für Deutschland

Zum Vergleich: In Deutschland ertranken in 2006 über 600 Menschen. „Für eine hoch entwickelte Gesellschaft ist das entschieden zu viel", sagt Klaus Wilkens, Präsident der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Als Hauptproblem nannte er die unbewachten Binnengewässer, sie waren wie schon in den Jahren zuvor die Gefahrenquelle Nummer eins.

Dort ereigneten sich 78 Prozent aller tödlichen Unfälle. 227 Menschen ertranken in Flüssen, 243 in Seen. An Deutschlands Küsten kamen im vergangenen Jahr 28 Badende und Wassersportler ums Leben.

Die größte Gefahr: Brandungsrückströmungen oder Riptides

Für Dänemark bleibt das Meer der hauptsächliche Unfallort. Für alle, die hier schwimmen möchten, hat der Rådet for Større Badesikkerhed, basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit, ein paar einfache Regeln zusammengestellt. „Schwimmen Sie nicht in Häfen, in der Nähe von Yachten, Molen und Fisch-Gebieten“ – klingt selbstverständlich, aber nicht jeder Schwimmer hat sich in der Vergangenheit daran gehalten. Dort, wo schwimmen von vornherein verboten ist, sollte man sich nicht ins Wasser wagen.

Die besondere Aufmerksamkeit der dänischen Bade-Aufsicht gilt allerdings dem Phänomen des Brandungsrückstroms. Das sind starke und schnelle Wasserbewegungen, die vom Strand in Richtung offenes Meer fließen.

Laut der amerikanischen Meeresbehörde (NOAA) ist das auch Rip-Strömung oder Riptides genannte Fließverhalten derzeit weltweit für rund 80 Prozent aller Einsätze von Rettungsschwimmern verantwortlich. An den Stränden Floridas kennt sie mittlerweile jeder, in Europa hat bisher kaum jemand vom „Brandungsrückstrom“ gehört. Dabei können die Riptides an vielen Stränden auftreten, also auch an den Küsten in Dänemark.

Und das geht ganz schnell: Vor Sandstränden bilden sich häufig Sandbänke. Nun wird – vor allem bei stark auflandigem Wind – das Meer bekanntermaßen in Richtung Küste getrieben. Durch die Sandbänke kann das Wasser der Brandungswellen dann aber nicht ungehindert wieder in Richtung See strömen. Es sucht sich also einen Weg zurück und drückt an einer Stelle eine Lücke in die Sandbank.

Wie ein Fluss im Meer

An diesen Lücken kommt es dann zu einer gebündelten Rückströmung des Wassers, das bedeutet, sehr viel Wasser fließt durch diese Öffnung und dann in Richtung Meer. Gelangt nun ein Badender in eine solche Riptide, kann er mit der Strömung auf das Meer hinaus getrieben werden. Die meisten Schwimmer versuchen dann, gegen die Strömung anzuschwimmen, sie wissen ja nicht, dass sie sich in einer Riptide befinden und wollen nur wieder zurück an den Strand gelangen. Entkräftet wie man dadurch nach einer Zeit ist, kann man ertrinken. Selbst ein trainierter Wassersportler würde in dieser Situation ermüden.

Es ist wichtig zu wissen: Eine Riptide ist kein Sog, also keine unter der Meeresoberfläche verlaufende Strömung, die einen Menschen in die Tiefe zieht. Eine Riptide ist eine Strömung, die wie ein Fluss im Meer verläuft und einen Schwimmenden direkt in die weite See hinaus treiben kann. Eine visuelle Darstellung enthält dieses Video aus Australien.

Gerät man also in eine Rückströmung, muss man immer versuchen, seitwärts aus dem Strömungsbereich heraus zu schwimmen, denn die Riptide ist oft nur wenige Meter breit, kann dafür aber einige hundert Meter lang werden. Eine andere Möglichkeit ist es, sich zunächst auf das Meer treiben zu lassen, um dann seitlich versetzt zurück zum Strand zu schwimmen.

Risiko nicht nur bei auflandigem Wind

Wer in der Nordsee baden geht, sollte das Riptides-Risiko und die Wetterbedingungen bedenken, denn beides gehört untrennbar zusammen. Wenn das Wasser ruhig ist, kann keine Brandungsrückströmung entstehen – das Risiko ist also gering. Wenn aber ein auflandiger Wind herrscht – und die Wellen gar Schaumkronen haben – ist das Risiko, in eine Riptide zu geraten, hoch. Martin Janssen von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG): „In diesen Fällen sollte man besser nicht ins Wasser gehen, auf jeden Fall aber nicht allzu weit hinaus schwimmen – und sich immer parallel zum Strand bewegen.“

Das ist sowieso ein guter Hinweis, denn selbst bei schwachem Wind und fast glatter See können gefährliche Strömungen entstehen, die unter anderem durch die Gezeiten und unterschiedliche Wasserdichten, bedingt durch Temperaturunterschiede, erzeugt werden.

Bei ablandigem Wind herrscht vor allem die Gefahr, im Boot oder auf der Luftmatratze auf das Meer getrieben zu werden. Das hat schon manch eine Hubschrauberaktion veranlasst, die im besten Fall mit hohen Kosten für den Urlauber verbunden ist, denn solche Risiken sollten für jeden einleuchtend sein.

Dass der Schwerpunkt in diesem Artikel auf Riptides liegt, hängt damit zusammen, dass es die häufigste Ursache für tödliche Badeunfälle im Meer ist und dass das Phänomen unter Urlaubern nur teilweise bekannt ist, wie die Statistik leider zeigt!

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