Bei der Buchung ein schönes Ferienhaus in Dänemark direkt am Meer zu erwischen, dazu gehört schon eine gute Portion Glück, denn die Häuser in erster Reihe sind immer als erste weg. Aber sind sie auch zu jeder Zeit die beste Wahl?
Bei unserem letzten Herbsturlaub schienen wir das ganz große Los gezogen zu haben: In Øster Hurup an der nordjütländischen Ostküste konnten wir ein Architektenhaus mit riesigen Glasflächen ergattern, das von fast allen Zimmern einen herrlich unverbauten Blick auf die Dünen und das Meer (Kattegat) bot. Dieses Ferienhaus am Meer und wir – das war Liebe auf den ersten Blick.
Sofort nach der Ankunft zog es uns an den kleinen verträumten Strand, der zu einer ganzen Reihe von Ferienhäusern gehört. Sehen konnten wir das himmlisch blaue Wasser schon von der Terrasse aus, doch anders als anhand der Fotos im Inserat zu erwarten, gab es von unserem Ferienhaus in Dänemark keinen direkten Weg dorthin. Stattdessen war ein kleiner Umweg über ein Wäldchen nötig, was uns erst ein wenig enttäuschte. Doch erstens waren wir trotzdem binnen zwei Minuten am Wasser und zweitens hat so ein schattiger Weg zum Strand ja auch etwas Gutes: An heißen Tagen schützen die Bäume die Strandbesucher vor einem allzu frühen Sonnenbrand. Von daher war an dieser Stelle noch kein Punktabzug nötig.
Die ersten fünf Tage fühlten wir uns wie mitten im Hochsommer. Die Sonne strahlte von morgens bis abends und wir genossen es sehr, jederzeit runter zum Strand gehen zu können. Und das taten wir auch, sogar mit stetig wachsender Begeisterung. Selbst am späten Abend zogen wir oft noch einmal los, um in den Dünen sitzend den herrlichen Sonnenuntergang zu genießen. Die pure Idylle.
Wenn es in dieser Zeit überhaupt etwas zu meckern gegeben hätte, dann vielleicht nur das Benehmen der vielen Strandbesucher von außerhalb des Ferienhausgebietes, die ihre Autos dreist auf unserer Auffahrt oder sogar direkt vor dem Haus parkten und unseren sonst so idyllischen Strand zu einem lauten und unruhigen Ort machten.
Doch dann schlug das Wetter um. Der erste Herbststurm zog auf und es wurde ungemütlich. Der heftige Ostwind riss uns die Terrassentüren aus der Hand und auch die Fenster knallten dauernd zu. Doch die mussten wir hin und wieder zum Lüften öffnen. Auch weil sich der Wind, der wütend um das Haus pfiff, drinnen unangenehm auf die Ohren legte – ähnlich wie in einem Flugzeug. Offene Fenster waren daher für einen gewissen Druckausgleich unverzichtbar.
Mit dem von See her tobenden Sturm wurde am Strand sehr viel Sand aufgewirbelt und an Land getrieben. Der feuchte Sand legte sich dick und klebrig auf die Fenster. Die Scheiben sahen schon nach wenigen Stunden so aus, als wären sie seit Monaten nicht geputzt worden. Dummerweise enthielt unser Mietvertrag eine Klausel, dass wir beim Auszug zum Fensterputzen verpflichtet sind… Das hat uns am Ende viel Zeit gekostet und auch sehr geärgert.
Unangenehm waren auch die starken Brandungsgeräusche, die uns nachts kaum schlafen ließen. In uns wuchs die Sorge vor einer schweren Sturmflut, denn das Meer hatte längst den gesamten Strand unter sich begraben und leckte schon am obersten Dünenrand – nur wenige Meter von unserem geliebten Ferienhaus in Dänemark am Meer entfernt.
Nur um das richtig einordnen zu können: Wir sind diesbezüglich Kummer gewohnt, denn zuhause in Deutschland wohnen wir an der Nordsee, wo Herbststürme meist noch viel heftiger toben. Daran sind wir gewöhnt, man stellt sich darauf ein, und dort gibt es immerhin noch schützende Deiche – und niemand baut sein Haus direkt am Wasser. Vielleicht hat uns auch deshalb die Situation in Øster Hurup so sehr beunruhigt – wir wissen, was eine Sturmflut anrichten kann. Und wer bisher dachte, an der Ostseeküste passiert so etwas nicht, der sei an den Herbststurm 2023 erinnert, als das verheerende Ostseehochwasser – das erste nach mehr als 100 Jahren – in Schleswig-Holstein zahlreiche Campingplätze, Kioske, Restaurants und Hotels dem Erdbeben gleich gemacht hat. Die Lust, in einem Haus direkt am Wasser zu wohnen, hat sich dort insgesamt deutlich reduziert.
Unser Fazit zur Frage: “Ferienhaus in Dänemark direkt am Meer?” fällt zweigeteilt aus: Ein uneingeschränktes “Ja” gibt es nur für eine Buchung im Sommer – da geht mit so einem strandnahen Ferienhaus ganz bestimmt ein Träumchen in Erfüllung. Für eine Buchung außerhalb der Saison würden wir eher zu einem “Nein” tendieren – da schläft man in einem Ferienhaus in zweiter oder dritter Reihe oder noch weiter landeinwärts bei Sturm mit Sicherheit ruhiger.
Ansonsten aber waren wir mit dem Urlaub mehr als zufrieden. Øster Hurup ist ein zauberhafter kleiner Ort mit einem hübschen Hafen und einer fantastischen Eisdiele, die auch im Herbst noch zum täglichen Pflichtprogramm gehören sollte.
Für Familien ist der Strand in diesem Abschnitt besonders gut geeignet, weil das Wasser nur sehr langsam tiefer wird und man schon ein ganzes Stück hinauslaufen muss, um ins kühle Nass eintauchen zu können. Interessant ist, dass es alle paar Meter lange schmale Holzstege gibt, über die man trockenen Fußes über die seichten Uferzonen hinweg bis zum Wasser laufen kann. Schwindelfrei und trittsicher sollte man aber schon sein, denn es gibt keine schützenden Geländer, und unverhoffter Gegenverkehr kann zu einer echten Herausforderung werden.