Zwar fährt die Bahn nicht bis vor die Haustür, trotzdem entdecken immer mehr Urlauber diese nachhaltige Reiseform für sich. Mit Planung und guter Laune bei Überraschungen seitens der Verkehrsbetriebe im Rucksack macht die Reise sogar Spaß.
Meine Kolleginnen und ich fahren einmal im Jahr auf Dienstreise nach Dänemark. Wir wollen das Ferienhausfeeling aufsaugen und zugleich die recht unterschiedlichen Urlaubsregionen in Dänemark kennenlernen. Beides ist wertvoll für unsere tägliche Arbeit.
Dieses Jahr konnte ich endlich meine Dienstreise mit dem Zug planen und der Deal mit meinem Chef war: Kannst du machen, aber du schreibst darüber einen Artikel für unsere Website!
Eigentlich wollte ich die Insel Samsø bereisen, eines meiner Lieblingsziele in Dänemark und zudem sehr gut mit dem Fahrrad zu erkunden. Die Anreise wäre vermutlich die einzige größere Herausforderung. Letztendlich habe ich meinen Ferienhausurlaub, oder vielmehr meine Dienstreise, in Henne Strand geplant, denn an die Westküste Dänemarks reisen die meisten Urlauber. Gewohnt habe ich in Henneby, etwa drei Kilometer vom Ortskern und Strand entfernt.
Die Reise nach Dänemark mit öffentlichen Verkehrsmitteln bedarf etwas mehr Planung, zumindest bezogen auf die Region. Denn der Ort sollte mit Bahn und Bus einigermaßen erreichbar sein und eventuell schaut man bei der Suche nach dem Ferienhaus in Dänemark auch nach Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Und natürlich nach einem Fahrradverleih. Reist man in der kälteren Jahreszeit, sollte man darauf achten, ob die nächste Einkaufsmöglichkeit evtl. nur im Sommer geöffnet hat.
Bei der Haussuche sollte man zudem überlegen, ob eine Waschmaschine sinnvoll ist, denn möchte man mehr als eine Woche oder gerne mit kleinem Gepäck reisen, ist es schön, nicht per Hand waschen zu müssen. Bettwäsche und Handtücher mitzuschleppen, erschwert die Reise immens, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Buchungsformular auf fejo.dk erkennt man direkt, ob man Wäschepakete bestellen kann und was sie beinhalten. Die Faustregel lautet: Gibt es in der Nähe ein Servicebüro des Vermieters, wie zum Beispiel überall an der Nordsee, dann kann man auch Wäschepakete bestellen. Des Weiteren ist es ganz gut, die Schlüsselfrage vorab zu klären, dazu später mehr.
Die Reise von Düsseldorf nach Henne Station ist mit der Bahn problemlos machbar. Ich bin mit dem Sprinter, ab Düsseldorf nach Hamburg morgens um 6:41 Uhr los. Um Misverständnisse vorzubeugen, der Sprinter ist der Zug, der einige Haltestellen auslässt und ab Düsseldorf ist man in knapp drei Stunden in Hamburg. Pünktlich fuhr der Zug in Hamburg ein, ich hatte eine Stunde Zeit und konnte mir in Ruhe in meinem Lieblingslokal am Bahnhof, das Mutterland, einen Kaffee genehmigen. In Kolding musste ich nochmal den Zug wechseln, hier waren 9 Minuten angesetzt, aber auch kein Problem, denn der Anschlusszug fuhr vom Bahnsteig gegenüber.
Sollte man in Kolding den Anschluss verpassen: Die Züge fahren halbstündlich von Kolding nach Esbjerg. In Esbjerg hatte ich 50 Minuten Zeit bis die sogenannte Lokalbane, über Varde und Oksbøl mich nach Henne Station brachte. Der Bahnhof in Esbjerg liegt direkt in der Stadt, so dass man einen kurzen Ausflug durch die Fußgängerzone machen kann. Möchte man das Gepäck nicht mitnehmen, so gibt es in dem kleinen Bahnhof Schließfächer. Die Fahrkarte für die Lokalbane bekommt man am Automaten in Esbjerg oder man kauft das Ticket über die App RejseBillet. Die Rückfahrt verlief übrigens ebenso unkompliziert.
Bis kurz vor meiner Reise gab es noch eine Busroute nach Henne Strand, warum diese eingestellt wurde und ob für ewig, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen. Da ich aber eh meinen Schlüssel zum Ferienhaus, wie auch das gebuchte Wäschepaket im Servicebüro meines Vermieters - etwa 3 Kilometer von meiner Unterkunft entfernt - holen musste, habe ich die Fahrt ab Henne Station mit dem Taxi gemacht. Das Servicebüro hat mir netterweise mehrere Unternehmen genannt. Die Dame von Lunde Taxi war aber so nett, dass ich direkt bei ihr meine Tour reserviert habe. In der dänischen Provinz halten nicht überall Taxis, ein Taxi muss man also bestellen und das habe ich zwei Tage vor meiner Anreise getan.
Das Taxi wartete auf mich am Henne Station, fuhr mich zum Servicebüro, hier habe ich Schlüssel und Wäschepaket unter den Arm geklemmt und wir sind dann weiter zu meinem Ferienhaus. Der Taxi-Spaß hat um die 50 Euro gekostet, dafür habe ich während der Fahrt die neuesten Informationen zu Henne und Umgebung erhalten. Mein Vermieter hätte mir beides - Haustürschlüssel und Wäschepaket - an die Ferienunterkunft geliefert, gegen eine Gebühr von 27 Euro. Mit der Einschränkung, dass ich innerhalb der Öffnungszeiten anreise.
Das Meer ist gefühlt nie weit weg, der Weg zum Schlüssel manchmal schon. Nach einer langen Reise sind 6 Kilometer, Hin- und Rückweg, zu Fuß unfassbar weit. Es muss aber nicht immer das Taxi sein, denn liefert der Vermieter Wäschepakete in die Unterkunft und der Schlüssel liegt dort in einer Box, dann kommt man günstiger weg mit einer Flextour. Auf Rejseplanen, die Seite der dänischen Bahn, kann die Tour bis spätestens 2 Stunden vor der gewünschten Abfahrt gebucht werden. Sie ist mit 5 Euro pro Person, von Henne Station bis Henneby, günstiger als die Taxifahrt, dafür braucht man für die kurze Strecke mit einer halben Stunde, etwas länger, als mit dem Taxi.
Viele Vermieter gehen dazu über, an den Ferienhäusern eine Schlüsselbox zu installieren, bestenfalls liefern sie dann auch die Wäschepakete ins Ferienhaus. Findet man dazu nichts im Mietvertrag, sollte man es vorab klären. Manche Servicebüros liefern die Wäschepakete nämlich nicht ins Ferienhaus, selbst wenn der Schlüssel dort zu finden ist.
Bekommt man den Schlüssel im Servicebüro, lohnt es sich dennoch mal nachzufragen, ob der Schlüssel und die Wäschepakete am Ferienhaus deponiert werden können, manche Vermieter machen das ohne Gebühr und ohne zeitliche Einschränkungen.
Am Ferienort angekommen, ist das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel. Das E-Bike habe ich einfach online über die Website von Blåvand Bike bestellt. Das Fahrrad kostete für die Woche 150 Euro inklusive Helm und Fahrradkorb. Die Lieferung und Abholung waren ab einen Mietpreis von 120 Euro kostenfrei.
Angekommen in Henneby und gerade zum Erdbeerstand zu Fuß unterwegs, rief Matthias von Blåvand Bike an, er wäre in der Gegend! So hatte ich mein Fahrrad statt wie gebucht Sonntags, schon Samstag Abend, dazu meinen Helm und einen kleinen Einführungskurs zum Thema E-Bike. Matthias ist aus Deutschland an die Westküste gezogen ud hat natürlich Deutsch als Muttersprache. Bei der Übergabe haben wir direkt vereinbart, was mit dem Fahrrad vor der Abreise zu tun ist. Auch das war sehr unkompliziert, denn ich konnte einfach das Fahrrad am Campingplatz in der Nähe abstellen und in dem Minimarkt den Schlüssel hinterlegen.
Es gibt übrigens an der Westküste recht viele Fahrradverleiher und die meisten liefern die Räder direkt ans Ferienhaus.
Für die erste Juli-Woche war es ziemlich kalt und regnerisch. Der ewige Wind an der Westküste sorgt für schnelle Wetterwechsel und so konnte ich einige der Fahrradwege testen. Ich bin noch nicht wirklich überzeugt von dem Konzept E-Bike, aufgrund des Windes aber, den man gelegentlich mit Sturm verwechseln konnte, war ich sehr froh über den elektronischen Anschub.
Die Wege durch die Blåbjerg Klitplantage sind Schotterwege und die größeren Steine eher mit einem Mountainbike zu bewältigen, die Tour von Henneby über Houstrup nach Nørre Nebel ging wesentlich besser über die Landstraße. Die Radwege von Henneby nach Henne Strand und Richtung Filsø sind angenehm zu fahren, ein Grasstreifen trennt den Radweg von der Landstraße. Über die Vestkystruten, Nummer 1, nach Vejers Strand fährt man durch die reinste Natur und genießt den Duft einer phantastischen Dünen-Heidelandschaft. Die Wege wechseln zwischen etwas sandigen Schotterwege und Asphalt. Matthias von Blåvand Bike hatte mir eine Fahrradkarte der Region gegeben, die war eine gute Hilfe, im Zweifelsfalle in Kombination mit Google Maps.
Mit den Öffies in den Urlaub und das Fahrrad als Reisegefährt vor Ort? Immer wieder und ich freue mich jetzt schon auf den baldigen Urlaub auf Fanø!