Dänemark ist nur ein recht kleines Land, doch die Dänen haben ganz eigene Tradition, die ihnen wichtig sind. Wer versteht was typisch dänisch ist, macht man sich schneller Freunde und lernt gleich was dazu - von den glücklichen Dänen!
Historisch belegt reicht die dänische Monarchie zurück auf Gorm den Gamle. Sein Sohn Harald Blauzahn einte als erster König Dänemark unter einer Krone, später war er auch König von Norwegen. All das geschah Ende des 10. Jahrhunderts. Man blickt also mit Stolz auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurück. Die Liste der dänischen Könige ist seit dem ungebrochen.
Die jetzige Königin Margrethe II kam 1972 ins Amt. Sie ist dänisches Staatsoberhaupt, erfüllt repräsentative Aufgaben, muss jedes Gesetz unterschreiben und entlässt oder ernennt Minister. Auf die Tagespolitik nimmt sie aber keinen Einfluss.
In ihrem Land ist sie hoch angesehen und sie gilt als volksnahe Königin. Jedes Jahr unternimmt sie mit ihrer Jacht Dannebrog Reisen in die entlegensten Häfen und Inseln in Dänemark, um mit den Bürgern in Kontakt zu bleiben. Als Beispiel gab es in 2022 einen Besuch auf der Insel Fejø. Zudem ist sie Schirmherrin unzähliger Organisationen und betätigt sich als Künstlerin und Übersetzerin.
Die alljährliche Silvesteransprache gilt als Pflichtprogramm für jeden Dänen, wobei es keine lästige Pflicht ist, sie zu verfolgen. Besondere Anerkennung bekommt Margrethe, weil diese Ansprachen nicht aufgezeichnet, sondern live übertragen werden.
Respekt vor dem Königshaus wird auch von den Besuchern erwartet. Wer sich über die Königin oder ihre Familie lustig macht, hat in Dänemark nicht viel zu lachen!
Kaum eine Fahne ist in Europa so bekannt und so verbreitet wie die dänische Nationalflagge, der rot-weiße Dannebrog.
Er darf nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gehisst sein, er darf nicht auf den Boden fallen und auf dänischem Grund dürfen ohne Ausnahmengenehmigung keine ausländischen Nationalflaggen gehisst werden. Also Obacht im Ferienhaus in Dänemark, der Fahnenmast ist für den Dannebrog reserviert!
Die Dänen lieben ihre Fahne nicht nur, weil sie so hübsch ist. Mit ihr wird auch der Stolz auf das eigene Land demonstriert. Eine Unmenge dänischer Fähnchen sind eine beliebte Dekoration für jedes erdenkliche Fest.
Die große Flagge wird an offiziellen Beflaggungstagen im ganzen Land gehisst. Neben kirchlichen Feiertagen sind das die Geburtstage der königlichen Familie. Privatpersonen dürfen die Fahne ebenfalls für ihre Familienfeiern, Geburtstage oder auch bei Trauerfällen hissen.
Die sogenannte Spitzflagge (splitflaget), ein Dannebrog, der an einer Seite wie ein Schwalbenschwanz mit zwei Spitzen ausläuft, ist dem dänischen Königshaus und staatlichen Institutionen wie dem Militär vorbehalten.
Der Wimpel, eine spitz zulaufende, dreieckige Version des Dannebrogs, ist die Alltagsflagge. Sie darf auch nachts am Mast flattern. Am Wimpel erkennt man, ob ein Haus gerade bewohnt ist, auch in den Ferienhausgebieten.
Die Dänische Krone ist kein Synonym für das Königshaus, sondern seit 1875 die offizielle dänische Währung. Beim Beitritt zur EU erwirkte sich Dänemark das Recht, an einer geplanten Währungsunion nicht teilnehmen zu müssen. Man befürchtete, als kleines Land die wirtschaftlichen Bedingungen im Euroraum nicht erfüllen zu können.
Eine Volksabstimmung im Jahr 2000 ergab eine knappe Mehrheit gegen die europäische Währung, 2013 wurde die Einführung des Euros auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Kurs der Dänischen Krone ist aber fest an den Euro gebunden, die Abweichung darf nur wenige Prozent betragen.
Heute steht Dänemark im Vergleich zu manch anderen Euro-Staaten wirtschaftlich sehr gut da. Das ein oder andere Land beneidet Dänemark heute vielleicht sogar um diese Entscheidung.
In den Urlaubsregionen kann man meist mit Euroscheinen bezahlen und Geld tauschen, aber generell sollte man nicht erwarten, dass der Euro als Zahlungsmittel akzeptiert wird.
Auf den Geldscheinen sind berühmte Brücken abgebildet, davon gibt es einige in Dänemark!
Auch die Münzen sind besonders hübsch, denn sie sind mit einem Herz verziert und die kleinen silbernen Taler haben ein Loch in der Mitte, was sie zu beliebten Sammlerobjekten macht. Die Asiaten haben spezielle Glücksmünzen mit einem Loch, die in eine Hausecke gelegt werden müssen - Dänen haben ihre Glücksmünzen immer im Portemonnaie!
Etwas augenzwinkernd, aber nicht ganz falsch ist die Behauptung, Dänisch könne man am besten sprechen mit einer heißen Kartoffel im Mund. Für einen Deutschen ist die korrekte dänische Aussprache eine mittlere Herausforderung und nicht jeder Däne honoriert das Bemühen mit Wohlwollen - es kann passieren, dass man einfach nicht verstanden werden will, egal wie sehr man sich bemüht.
Aber es gibt auch andere Erfahrungen. Vielen Dänen ist sehr wohl bewusst, wie schwierig es ist, die nicht immer einheitlichen Ausspracheregeln richtig anzuwenden und es dennoch immer wieder zu versuchen.
Die meisten Dänen können ein bisschen Deutsch und fast alle können Englisch – sogar wesentlich besser als viele Deutsche. Sie lernen beides in der Schule. Ein zusätzlicher Anreiz, die Sprachen zu beherrschen, ist das nicht synchronisierte Filmangebot im dänischen Fernsehen.
Gerade an der dänischen Nordsee sind Deutschkenntnisse weit verbreitet, man will sich ja mit seinen Gästen unterhalten können. An den Küsten der Ostsee und besonders auf Seeland und in Kopenhagen wird eher Englisch gesprochen.
Mit ein bisschen Geduld wird man sich immer verständigen können. Man darf es den Dänen nur nicht verübeln, wenn sie kein Deutsch sprechen - selten hat es etwas mit mangelndem Willen zu tun!
Dialekte gab es auch im kleinen Dänemark, heute sprechen die meisten Dänen aber eine Variante der offiziellen Hochsprache, die sich regional nur durch die Betonung der Silben unterscheiden. Je weiter man von Kopenhagen (ødansk = Inseldänisch) entfernt ist, um so ausgeprägter ist die sprachliche Eigenart, wie in Westjütland, wo die Aussprache an das ursprüngliche Jütisch (jysk) erinnert.
Die offiziellen Feiertage in Dänemark orientieren sich an protestantischen Feiertagen. Das Datum für Neujahr, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Weihnachten ist identisch mit dem deutschen Kalender. Weitere Feiertage sind Gründonnerstag und ein Buß- und Bettag (zwischen Ostern und Pfingsten).
Nationale Feiertage sind der Befreiungstag am 5. Mai und der Verfassungstag am 5. Juni.
Der Geburtstag der Königin Margrethe II am 16. April ist zwar kein offizieller Feiertag, aber gefeiert wird natürlich trotzdem.
Wenn es die Urlaubsplanung erlaubt, sollte man sich das Midsommerfest Sankt Hans am 23. Juni nicht entgehen lassen! Besonders eindrucksvoll sind die großen Feuer am Strand, wo mit viel Gesang, feierlichen Reden und entsprechenden Getränken der Abend gefeiert wird.
Die Hauptferienwochen der Dänen liegen im Sommer zwischen dem letzten Wochenende im Juni und Anfang August, in der 42. KW im Herbst und in der 7. oder 8. KW im Frühjahr. In dieser Zeit sind die Feriengebiete erfahrungsgemäß besonders gut belegt.
Dänemark liegt im europäischen Preisvergleich weit vorn, doch man bekommt auch Gutes für sein Geld. Dänische Lebensmittel sind bekannt für guten Geschmack und hohe Qualität, vor allem die lokal produzierten Nahrungsmittel.
Das allein erklärt aber nicht das hohe Preisniveau, welches sich durch alle Lebensbereiche zieht.
Das sogenannte Velfærdssystem wird durch hohe Steuern finanziert, die jeder Däne zu entrichten hat. Vieles ist staatlich so durchgeregelt, dass manche gar von “Kontrollstaat” sprechen. Die Dänen liegen ganz oben beim Bruttoverdienst in Europa und auch wenn viel davon in den “Gemeinschaftstopf” einzuzahlen ist, erklärt dies das hohe Preisniveau.
Dafür haben alle Dänen den gleichen Zugang zur Bildung, zur medizinischen Versorgung und einen Anspruch auf die Folkepension, eine Volksrente für alle Bürger des Landes. Das System des Wohlfahrtsstaates wird in Dänemark allgemein anerkannt und die Bevölkerung ist bereit, einen persönlichen, höheren Preis für den damit verbundenen gesellschaftlichen Nutzen zu zahlen.
Urlauber profitieren davon nicht unbedingt, doch es gibt keine Kurtaxe und keine Autobahngebühr, Strandparkplätze sind kostenlos und die wirklich überall verteilten öffentlichen Toiletten sind meist umsonst und werden täglich gereinigt. Davon träumen wir Deutschen ja vergeblich …
Die Geschichte des Ferienhauses begann lange, bevor deutsche Gäste das hyggelige Nachbarland für sich entdeckten. Erst waren es nur die Reichen und Adeligen, seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatten auch Arbeiter so viel Freizeit, dass sie es sich leisten konnten "aufs Land zu fahren", was in Dänemark gleichbedeutend ist mit einem Ausflug ans Meer.
Dass sich auch einfache Leute ein privates Ferienhaus leisten konnten, begann mitt des 20. Jahrhunderts. In 1970er Jahren führte dann steigender Wohlstand zu einem wahren Bauboom an den Küsten. Wichtig war ein Dach über dem Kopf, so viele Betten wie irgend möglich und das Meer in der Nähe. Luxus im Ferienhaus, karibische Strandqualitäten und abendliche Unterhaltung spielten keine Rolle.
Das hat sich natürlich inzwischen etwas gewandelt, aber nach wie vor ist das touristische Angebot im Umkreis von Kopenhagen ein ganz anderes als an der traditionell ärmeren Nordseeküste.
Doch mit einfachen, zum Teil selbstgebauten Hütten konnten sich auch nicht so wohlhabende Familien ein Sommerhaus im Grünen leisten, um sich in der Natur zu erfreuen, ab und an im Meer zu baden und sich der sportlichen Betätigung an der frischen Luft zu widmen.
Was in ganz Europa seit einiger Zeit ein Riesenhype ist: Fahrräder sind in Dänemark schon sehr lange Teil des Alltages, um sich damit günstig und schnell von einem Ort zum anderen zu bewegen.
Die meisten Städte sind hervorragend auf den Fahrradverkehr eingestellt, sogar entlang der Nordseeküste vom Süden bis ganz in den Norden führt ein ausgebauter Radwegen. Die Dänen befolgen auf dem Fahrrad tatsächlich die Verkehrsregeln!
Die Hauptstadt lädt geradezu ein, mit dem Rad entdeckt zu werden. Das kommt auch bei Touristen gut an – manchmal ohne, dass sie sich vorab über die Regeln und Gepflogenheiten des Radfahrens erkundigen. Das hat in der Vergangenheit zu teils gefährlichen Kollisionen mit anderen Radfahrern geführt.
In Kopenhagen fährt man nicht in falscher Richtung auf dem Radweg, man parkt nicht auf dem Radweg und man zeigt mit der Hand an, ob man abbiegen möchte bzw. anhalten möchte.
Für die Radtour in der Großstadt hilft ein Blick vorab auf diesen Fahrradleitfaden für Kopenhagen!
Man kann Regeln als Hindernis auf dem Weg zur eigenen Entfaltung betrachten, oder, wie es in Dänemark und den nordischen Ländern eher praktiziert wird, man wächst mit dem Bewusstsein auf, dass ein Konsens über die Regeln eine bessere Lebensqualität für alle bedeutet.
Darüber hinaus soll sich auch niemand als etwas Besseres fühlen oder glauben, er hätte mehr verdient als er bekommt oder gar als alle anderen. Akademische Titel haben in Dänemarks Alltag keine Bedeutung, man duzt sich grundsätzlich und respektiert eher den Radfahrer als den Besitzer eines hochpreisigen Autos.
Diese sozialen Spielregeln werden nach einem Buch von Aksel Sandemose als Janteloven (Jantes Gesetz) bezeichnet. Die Regeln des Jantelovens klingen eher unerfreulich, es ist eine Anleitung zur Selbstzügelung und zur Bescheidenheit. Doch im Ergebnis sichert es wohl den Zusammenhalt der Gemeinschaft, weil sie Neid und Egoismus zügeln.
Entsprechend wird erwartet, dass gewisse Regeln oder Gepflogenheiten auch im Alltag von allen befolgt werden, sei es das Schuhe ausziehen beim Betreten einer Wohnung, das Anleinen eines Hundes oder das Respektieren von Privatsphäre. Dänen lassen ihre Türen oft unverschlossen in dem Wissen, dass niemand unerwünscht eintritt. Auch der Verkauf an Straßenständen beruht auf dem Vertrauen, dass jeder bezahlt was er nimmt.
In Dänemark gibt es nur private Ferienhäuser. Wer sein Haus vermietet, öffnet sein privates Sommerhaus für Fremde und vertraut ihnen das ganz persönliche Hab und Gut an. Als Gegenleistung wird erwartet, dass man sich auch damit arrangiert, dass manches vielleicht nicht so ist wie man es von daheim gewohnt ist und dass die Lösung eines Problems auch die Reduzierung der eigenen Erwartungen sein könnte.
Einem ähnlichen Grundgedanken liegt vielleicht das Jedermansrecht zugrunde. Es besagt ganz allgemein, dass jeder das Recht hat, die Natur zu nutzen, aber auch die Pflicht, sie zu schonen und zu respektieren. Strände sind für jedermann frei zugänglich, selbst private Waldgebiete darf man betreten, die Naturcampingplätze mit ihren Schlafhütten und Grillplätzen stehen allen Gästen kostenlos zur Verfügung.
Schaut man sich Designermöbel, hochwertige Küchenaccessoires oder auch moderne Architektur an, kommt man an dänischen Designern nicht vorbei. Es ist erstaunlich, wie viele berühmte Designer aus diesem kleinen Land kommen! Auch die Anzahl der weltweit tätigen Architekturbüros ist beeindruckend, vor allem, wenn man sie im Verhältnis zur Einwohnerzahl des Landes betrachtet.
Der Siegeszug des Dänischen Designs als international annerkanntem Qualitätsmerkmal begann in den Handwerksstätten der 50er und 60er Jahre. Designer wie Finn Juhl, Hans J. Wegner oder Arne Jacobsen waren nicht nur Künstler, sondern auch gelernte Handwerker.
Sie schufen Möbel und Gebrauchsgegenstände, die formschön, langlebig und dennoch bezahlbar sein sollten. Nach dem Designprinzip Form follows function (die Form folgt der Funktion) entwarfen sie Objekte für den Alltag und nicht für das Museum.
Natürlich finden sich all diese Klassiker aus dem 20. Jahrhundert trotzdem in jedem Designmuseen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde Dänisches Design wiederentdeckt und es steht bis heute für einen international geschätzten Einrichtungs-, wenn nicht sogar Lebensstil.
Bis heute sind die hochwertigen Möbel und Gebrauchsgegenstände in Dänemark allgegenwärtig, sowohl in privaten Haushalten wie auch in allen öffentlichen Gebäuden von der Schule bis zum Opernhaus. Die Bauwerke selber sind ebenfalls geprägt von der Idee des funktionalen Designs.
Bauten nach einem Entwurf von Arne Jacobsen muss man auf Seeland nicht lange suchen. Vom Luxushotel in Kopenhagen inklusive dem Mobiliar bis zu diversen Strandbädern und sogar einer Tankstelle hat er überall seine Spuren hinterlassen.
Bei der Einrichtung der eigenen vier Wände wird ein Däne lieber etwas länger sparen als halbherzig eine Billiglösung zu kaufen. Mancher hat auch eher drei hochwertige Kleidungsstücke als einen Schrank voller Saisonartikel.
Beim Essen hat sich dieses Qualitätsbewusstsein ebenfalls durchgesetzt. Man kocht lieber aus gesunden Zutaten daheim als sich eine Pizza bringen zu lassen und bei Facebook seinen Burger mit Pommes zu posten würde einem Dänen wohl nicht im Traum einfallen.
Author: Kathrin von Maltzahn